![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
||||||||||||||||||
![]()
|
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
||||||||||||||||||
Sisys RTG 2.5![]() ![]() ![]() Auf der Rückseite der Verpackung wird über die Möglichkeiten des Systems geschwärmt und auch über die noch glorreichere Zukunft. Im Inneren findet man dann zwei Disketten, eine für den Amiga und eine für den PC, einen Hardware-Dongel, der auf die parallele Schnittstelle des PC gesteckt werden muß, eine Registrierkarte und ein Handbuch, falls man diese zusammengehefteten A4 Seiten schon als solches bezeichnen darf. ![]() ![]() Für die Verbindung zwischen Amiga und PC ist nichts im Lieferumfang enthalten. Diese kann auf zwei Arten hergestellt werden: Direkt Über die seriellen Schnittstellen der beiden Rechner oder über TCP/IP. Am besten ist, man verwendet die zweite die Methode mittels Ethernet-Karten, da sie die schnellere ist. In diesem Fall setzt das Sisys auf die für den Amiga verfügbaren TCP/IP Protokoll-Stacks wie AmiTCP oder Miami auf, welche aber nicht im Lieferumfang enthalten sind. ![]() ![]() So jetzt aber zur Praxis. Wir wollen die beiden Rechner mittels Ethernet verbinden. Als Protokoll-Stack soll I-Net 225 zum Einsatz kommen. Bevor man sich auf so ein Abenteuer einläßt (eine Rechner-Vernetztung ist immer ein Abentuer), sollte man zuerst einmal gründlich das Handbuch lesen. Aber dieses macht alles andere als einen guten Eindruck. Es ist nicht ausführlich genug und liest sich eher wie eine Werbebroschüre für das Produkt. ![]() ![]() Es steht zumindest soviel drinnen, daß man zuerst einmal mittels des Programmes ping, welches Teil jedes TCP/IP-Stack ist, überprüfen soll, ob sich die beiden Rechner überhaupt erreichen. Dabei wird versucht, ein Datenpaket an den entfernten Rechner zu schicken und dieser schickt es dann wieder zurück. Hat man dabei schon Probleme, dann muß man die Dokumentation des TCP/IP-Stack zu Rate ziehen. Andererseits, was hilft einem das, wenn hier nichts darüber steht, daß das Sisys mit I-Net 255 eigentlich nicht zusammenarbeitet, das muß man erst durch Probieren herausbekommen. Grundsätzlich werden offensichtlich nur AmiTCP-kompatible Stacks unterstützt. Sogar Free- und Shareware-Programme wissen von den unterschidlichen TCP/IP-Stacks auf dem Amiga und sagen einem, in der Doku, mit welchen sie können. Glücklicherweise gibt es von Interworks eine bsdsocket.library (http://www.iworks.com), die dem I-Net 225 zu einer AmiTCP-kompatiblen Socket-Schnittstelle verhilft, mit der das Sisys offensichtlich zusammenarbeitet. ![]() ![]() Da in meinem Fall das Netzwerk schon länger seinen Dienst verrichtet, konnte ich gleich mit der Installation des Sisys beginnen. Für die Amiga-Seite läuft die Installation zumindest über den Standard Installer ab, auf der PC-Seite muß man jedoch alles händisch machen. Zumindest dieser Punkt ist einigermaßen ausführlich im Handbuch erklärt, aber dennoch ärgerlich. Außerdem muß das Sytem am PC unbedingt auf Laufwerk C: installiert werden. ![]() ![]() ![]() Aber auch die Installation am Amiga ist trotz Installer kein Segen. Ein Blick in das Laufwerk Workbench: nach der Installation zeigte seltsame Veränderungen: Dieses Loch war doch früher nicht da. Ich habe doch alle Schubladen fein säuberlich angeordnet gehabt. Plötzlich ist die WBStartup-Schublade nicht mehr dort wo sie hingehört. Hat doch tatsächlich dieses Sisys bei der Installation das Icon für die WBStartup-Schublade überschrieben. Auch ein Blick in die Schublade bringt Seltsames zu Tage. Es wurde nicht nur das Programm SiSysWB hineinkopiert, sondern zusätzlich noch MagicMenu und MagicColors - Hmm. Was soll diese Zwangsbeglückung, habe ich mir gedacht, und die beiden wieder entfernt. ![]() ![]() So, nach dem Installieren kommen wir zur Konfiguration des Systems und hier wird die Dokumentation wirklich dünn. Am PC muß man INI-Datei-Einträge editieren, die jedoch nur unter der Serial Connection beschrieben werden, obwohl man sie bei der TCP/IP-Verbindung ändern muß. In der Datei sisys.ini sind folgende Einträge für TCP/IP von Bedeutung: use_ip=1 ip_address=192.168.0.2 ip_port=5050 Der Eintrag use_ip muß unbedingt auf 1 gesetzt werden, ansonsten wird die serielle Verbindung verwendet. Mit ip_address wird die IP-Adresse der anderen Seite - in diesem Fall also des Amiga - übergegeben. Und ip_port gibt die Port-Nummer für die TCP/IP-Verbindung, über die das Sisys kommuniziert, an. Hier kann üblicherweise der voreingestellten Wert 5050 beibehalten werden. ![]() ![]() Auf der Amiga-Seite kann die Konfiguration über ein eigenes Prefs-Programm abgewickelt werden. Jedoch zeigt sich dabei eine Inkompatibilität mit der datatypes.library V45.4. Ist diese installiert, stürzt das Prefs-Programm grundsätzlich nach dem Verlassen ab und übernimmt zu allem Überdruß dabei auch nicht die eingestellten Werte. Mit der originalen datatypes.library (V40.6) tritt dieses Problem nicht auf. Auf welcher Seite die Schuld liegt und warum das Einstellprogramm überhaupt von der datatypes.library abhängig ist (es gibt keine offensichliche Funktionalität, bei der diese Library sinnvoll erscheint), ist etwas unklar. ![]() ![]() Zum Glück werden all diese Einstellwerte auf Tool-Types abgebildet, sodaß man das System dann zumindest händisch konfigurieren kann. Diese sind im Handbuch aber natürlich nirgends beschrieben. Die relevanten Tool-Types befinden sich in zwei Programmen: Server und Prefs. Zuerst zu den TCP/IP Tool-Types des Programmes Server: MODE=TCP/IP IP_ADDRESS=192.68.0.1 IP_PORT=5050 MPC_MAXREAD=62 MCP_MAXWRITE=62 Mit MODE wählt man den Betriebsmodus Serial oder TCP/IP. IP_ADDRESS gibt die IP-Adresse des entfernten Rechners, in dem Fall also des PC, an und IP_PORT ist wieder die Port-Nummer, welche unbedingt die gleiche sein muß wie die, die am PC angegeben wurde. Die restlichen zwei Parameter betreffen die Größe irgendwelcher maximaler Schreib- und Leseblockgrößen für MountPC (dem Programm, daß es ermöglicht, vom Amiga über TCP/IP auf PC-Laufwerke zuzugreifen). Diese Einträge werden im Handbuch nicht erwähnt, jedoch steht in der Prefs-Oberfläche (Advanced/General), daß beide für AmiTCP auf 62 und für Miami auf 14 eingestellt werden sollen. Die restlichen hier nicht angeführten Einträge betreffen den optional erhältlichen Video-Switcher (USE_SWITCHER, SWITCHKEY) und die Parameter für die serielle Kommunikation (DEVICE, UNIT, BAUD). ![]() ![]() Die Tool-Types des Programmes Prefs geben an, welche der Dienstprogramme automatisch beim Start des Sisys gestartet werden sollen. Der Server muß immer gestartet werden, die anderen Teile sind optional. Das Sisys wird mit folgenden Dienstprogrammen geliefert:
![]() ![]() Natürlich kommt es auch immer zu kleinen Inkompatibilitäten, wenn man die jeweils andere Tastatur verwendet, da sich diese in ihren Tasten doch erheblich unterscheiden. So mußte zum Beispiel festgestellt werden, daß die auf der deutschen Amiga-Tastatur vorkommende Backslash-Taste nicht das gewünschte Zeichen (\) bringt. Dieses muß man umständlich über die Tastenkombination Ctrl-Alt-ß, also ähnlich wie auf einem PC, wobei hier grundsätzlich die Kombination Ctrl-Alt für die fehlende AltGr-Taste herhalten muß, eingegeben werden. Auch umgekehrt gibt es Probleme z.B. mit der Abbilung der linken und rechten Amiga-Taste auf die PC-Tastatur. Überhaupt verliert das Handbuch kein Sterbenswörtchen über die Belegung der Tasten. Man muß hier also wieder mühsam selbst herumexperimentieren. ![]() ![]() Interessant ist jedoch, wenn man die Amiga-Maus am PC verwendet, plötzlich wird einem bewußt, wie unergonomisch die seriellen PC-Mäuse dagegen sind. Dabei ist nicht die Form der Maus gemeint, sondern die Rate, mit der die Daten zum Rechner geschickt werden. Die Amiga Maus verhält sich hier, auch wenn die Daten über das Netzwerk zum PC geschickt werden müssen, wesentlich glatter und präziser. Auch der umgekehrte Fall ist bemerkbar. Bedient man den Amiga über die serielle PC-Maus, dann tritt auch hier dieses ruckelhafte bzw. unpräzise Verhalten auf, welches weniger beschrieben werden kann, als erlebt werden muß. ![]() ![]() Insgesamt gesehen ist der RTG-Teil bei all seinen Funktionen doch der schwächste Teil des Systems, denn man kann ihn bei weitem noch nicht als fertig bezeichnen. Ständig stößt man auf Macken, die einem das Leben erschweren. Deshalb kann mit dem derzeitigen Stand der Dinge hier auch keine Empfehlung dafür abgegeben werden, den Amiga-Monitor abzustöpseln und nur über den PC zu fahren. Hier sollen nur einige der Eigenschaften und Probleme aufgezeigt werden, sodaß sich der werte Leser von der Brauchbarkeit des RTG ein Bild machen kann: Die Geschwindigkeit ist mit TCP/IP über Ethernet, solange nicht größere Bitmaps transferiert werden müssen, recht gut, jedoch kann sie mit der Leistung einer CyberVision oder Picasso IV Grafikkarte nicht mithalten, auch wenn einem die Werberückseite der Verpackung gegenteiliges weismachen will. ![]() ![]()
Das viel größere Problem ist hingegen, daß die Grafikausgabe nicht vollständig unterstützt wird. So werden keine Pulldown-Menüs angezeigt. Damit ist auch geklärt, warum das Sisys grundsätzlich MagicMenu in die WBStartup-Schublade kopiert hat, denn dieses Programm ist aufgrund seiner technisch anderen Art, Menüs darzustellen, die einzige Möglichkeit mittels des Sisys RTG überhaupt die Menüpunkte der Workbench und Programme zu Gesicht zu bekommen. Andererseits ist es aber auch kein Geheimnis, daß sich MagicMenu nicht mit allen Programmen verträgt. Von den Vorlieben des Benutzer für oder gegen dieses Paket ganz abgesehen. ![]() ![]() Aber nicht nur die Menüs machen Probleme, auch bei Drag&Drop-Operationen, also z.B beim Verschieben/Kopieren von Dateien über die Workbench muß man im Blindflug arbeiten. Die Icons werden während der Verschiebeoperation nicht angezeigt. Weiters werden die Hintergrundmuster und Hintergrundgrafiken in Fenstern und Screens nicht unterstützt. "Aber auf den Sisys-Abbildungen sieht man doch immer diese Hintergrundmuster", wird der eine oder andere jetzt vielleicht sagen. Das schon, aber diese können nicht wie sonst bei der Workbench über die Preferences eingestellt werden, sondern dieses Muster ist eine am PC liegende Datei. Eventuell wurde hier dieses Verfahren gewählt, um nicht ständig die Bitmap für diese Grafik übers Netz oder sogar die Serielle schicken zu müssen und damit die ganze Sache enorm zu bremsen. Aber auch wenn dies der Fall ist, dann wäre eine kurze Erklärung im Handbuch angebracht gewesen und es ist nicht duldsam, die Tatsache einfach zu verschweigen, so wie auch alle anderen Probleme mit keiner Silbe erwähnt werden. ![]() ![]() Neben den Mängeln, daß manche Funktionen einfach nicht unterstützt werden, kommt nocht die Tatsache hinzu, daß das System nicht frei von Darstellungsfehlern ist. Das kann ganz einfach bei der Uhr (Workbench:Utilities/Clock) erkannt werden (siehe Abbildung). Auch passiert es, daß Fensterrahmen von Icons übermalt werden. Irgendwie fühlt man sich mit dem Sisys RTG in die allerersten Anfänge der Amiga-Grafikkartenunterstützung zurückversetzt. Ein Problem besteht auch in der Verwendung des RTG-Teiles des Sisys zusammen mit einer Grafikkarte, da sich offensichtlich der Grafikkartentreiber (Picasso 96) und das RTG, welche sich ja beide ins Grafiksystem des Amiga einhängen, störend beeinflussen. Dabei kann es dann passieren, daß man bei einem Programm, das seinen eigenen Screen aufmacht, anstelle der Programmoberfläche nur schwarz sieht. ![]() ![]() Als Ersatz für eine Grafikkarte, als das das System auch oftmals angepriesen wird, kann es in der derzeitigen Form aufgrund der gezeigten Mängel nicht empfohlen werden. Für die Fernsteuerung eines Rechners ist es jedoch bereits bedingt verwendbar. Leider funktioniert die Tastatur- und Mausumleitung von der Amiga auf die PC-Seite nur zusammen mit dem RTG-Teil, weil dafür ein Amiga-Screen am PC geöffnet sein muß. Umgekehrt kann jedoch durch Anklicken des Sisys Symbols in der Startleiste von Windos 95 auf den Amiga umgeschaltet werden. Dabei verschwindet aber die Windows 95 Oberfläche vom PC-Schirm. Diese Umstände erlauben keinen sinnvollen Zweimonitorbetrieb, wobei zwar jeder Rechner seinen Monitor besitzt, aber nur eine Tastatur und Maus verwendet werden. Wofür das Programm ControlPC das auf der Amigaseite des Sisys existiert, das nicht automatisch mitgestartet werden kann und auch in der Dokumentation mit keinem Wort erwähnt ist, gut sein soll, konnte ich beim besten Willen nicht herausbekommen. Es zeigt keine Funktion. ![]() ![]() Getestet wurde grundätzlich nur die TCP/IP-Variante der Verbindung zwischen den Rechnern, die Verbindung über die serielle Schnittstelle kann wohl nur als Notlösung oder für den Fall, daß man über ein Modem arbeiten muß, als sinnvoll angesehen werden. Von der Möglichkeit, die Rechner über die SCSI-Schnittstelle zu verbinden, wurde aufgrund der nicht nur positiven Erfahrungen mit der TCP/IP-Schnittstelle Abstand genommen, da es mir als zu gefährlich erschien, beide Rechner auf die gleichen Platten zugreifen zu lassen. Auch das sonst nicht gerade problemaufzeigende Handbuch beschreibt hier einige Scenarien wie das unerwünschte Löschen des RDB vom PC aus, welche den Verdacht nahe legen, daß diese Variante nur für Leute interessant sein kann, welchen die Datensicherheit nicht viel bedeutet. ![]() ![]() Grundsätzlich betrachtet ist das Sisys wohl eine gute Sache, jedoch leider etwas mangelhaft, schlampig und unvollständig umgesetzt. Das Handbuch kann man in seiner Ausführlichkeit getrost als Frechheit bezeichnen und Online Dokumentation ist überhaupt keine vorhanden. Auch ein Update oder Fehlerkorrekturen waren keine auf der Sisys-Homepage zu finden. Jedenfall kann nur befürwortet werden, daß HiQ Limited das System weiter verbessert und diese Verbesserungen den registrierten Benutzern kostenlos zukommen läßt. Besonders von Seiten der Dokumentation ist auch noch viel zu tun. Sind die Mängel einmal beseitigt, dann könnten die Einsatzgebiete, von denen im Handbuch und der Werbung so viel geschwärmt wird, vielleicht doch einmal wahr werden. ![]() ![]()
|
|||||||||||||||||||
Thomas Öllinger ...........
|
|||||||||||||||||||
![]() |
![]() ![]() |